Familie und Betrieb
Generationenwechsel & Betriebsübergabe
Familie und Betrieb
Generationenwechsel & Betriebsübergabe Hotellerie
Dr. Alois Kronbichler
Geschäftsführer
Südtirol, Italien
suedtirol@kohl-partner.it+39 0474 504 100+39 348 22 27 968Zum AutorEinen Betrieb zu übernehmen ist eine große Ehre, aber auch eine große Verpflichtung! Es sollte nicht ein Gefallen sein, den die Junioren den Eltern machen, wenn sie den Betrieb übernehmen, sondern eine gut überlegte Entscheidung, die sowohl persönliche Wünsche, Ziele und Visionen als auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt.
Während im Artikel „Wenn der Pionier abtritt ...“ speziell die Betriebsübergabe aus der Sicht der Senioren/Pioniere durchleuchtet wurde, sollen nachfolgend die Problematiken der Übernehmer:innen im Blickpunkt stehen.
Man ist als Sohn/Tochter sozusagen in den Betrieb „hineingeboren“ worden, hat schon fast immer mehr oder weniger mitgeholfen und die Freuden und Probleme des Betriebes kennengelernt. Nach einer soliden Ausbildung wird der Einstieg in den elterlichen Betrieb als selbstverständlich und oft auch als der bequemste Weg gesehen. Schon in jungen Jahren – ohne sich anderswo beweisen zu müssen – ist man Juniorchef (Führung wird in Familienbetrieben vererbt, nicht erarbeitet!!), es bezahlt der Betrieb, Prestige und Macht tun ihr Übriges, dass Junioren sich oft selbst überschätzen, was sich später dann leider meist rächt! Zudem ist es oft so, dass Junioren „sanft gezwungen“ werden, den Betrieb zu übernehmen. Die Eltern glauben zu wissen, was für ihre Kinder gut ist und programmieren die Zukunft der Kinder vor („Natürlich nur, weil sie das Beste für ihre Kinder wollen!“). Die Kinder haben dann oft keine andere Wahl bzw. nicht die Kraft oder den Mut „Nein“ zu sagen.
Die Eltern wollen den Kindern die beste Ausbildung zukommen lassen und das ist auch gut so! Als Magister, Diplomkaufmann oder Wirtschaftsdoktor hat man die modernen Managementtechniken kennen gelernt und möchte diese natürlich auch anwenden. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden! Nur, der Erfolg eines 50- bis 70-Betten-Betriebes ist eng mit dem direkten Engagement des Unternehmers verknüpft, der nicht nur führen, sondern auch selbst Hand anlegen muss, sei es als Barmann, als Koch oder Hausmeister. „Als Magister und Chef des Hauses habe ich kürzlich Koffer tragen geholfen ... und 1 Euro Trinkgeld erhalten!“ So die Aussage eines Zillertaler Junghoteliers, der noch dazufügt: „Vieles vom Studium kannst du in unserem kleinen Betrieb nicht anwenden, aber das macht nichts – das Studium hat mir geholfen, meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln! Wichtig ist, dass du die Bescheidenheit und Demut aufbringst, auf die Notwendigkeiten unserer kleinstrukturierten Betriebe einzugehen, d.h. aber nicht, dass nicht auch in kleinen Betrieben gewisse Managementtechniken eingesetzt können und sollen!“
„Wenn wir das so machen, wie die Eltern es gemacht haben, wird es schon gut gehen!“, so die Antwort eines Übernehmers auf die Frage, ob er die finanzielle Situation des Betriebes kennt. In vielen Familienbetrieben sind finanzielle Angelegenheiten die Aufgabe des „Seniors“, dem man blind vertraut. „Der Papa, wird’s schon richten ..., dass wir den Verpflichtungen ordnungsgemäß nachkommen, dass die weichenden Geschwister ausbezahlt werden, dass die Eltern eine Leibrente bekommen etc.!“ Es ist immer wieder verwunderlich, wie viele Jungunternehmer:innen – trotz einer guten Ausbildung – von einer professionellen betriebswirtschaftlichen Betriebsführung keine Ahnung haben! Da konzentrieren sie sich auf die Analyse von 100 Kennzahlen (weil man mit dem Computer gut umgehen kann), die als Führungs- und Entscheidungsinstrument aber ungeeignet sind.
Mit Argumenten wie: „Das habe ich 30 Jahre lang so erfolgreich getan, du brauchst es nur gleich zu tun!“ werden einerseits Strategien und Strukturen gerechtfertigt – die oft nicht mehr marktfähig sind – und andererseits wird das Nachdenken über die betriebliche Zukunft untergraben.
Jede Übernehmer:in muss sich der eigenen Visionen, Ziele und Vorstellungen bewusst sein! Folgende Fragen können diesbezüglich hilfreich sein:
Zusammenfassend noch einige Fragen an die Übernehmer:innen, die es einerseits ehrlich zu beantworten gilt und aus denen andererseits entsprechende Konsequenzen abgeleitet werden sollten.
Entscheidend für eine erfolgreiche Betriebsübernahme ist einerseits eine wertschätzende Haltung der Betriebsnachfolger:innen den Eltern gegenüber, für das Geleistete und andererseits Vertrauen, Toleranz und Großzügigkeit der Eltern den Nachfolger:innen gegenüber!
Für Rückfragen steht gerne zur Verfügung:
Alois Kronbichler
suedtirol@kohl.at