Inszenierung in der TI

Für die Zukunft der Tourist Infos wird ihre Rolle als Ort der Inspiration und Schauplatz für berührende Markenerlebnisse immer wichtiger. Sie sind ein zentraler Berührungspunkt zwischen der Region und den Menschen, die sich in ihr bewegen. Dabei geht es über die reine Information hinaus vor allem um echte Emotionen und Begegnungen. Damit dies gelingt, liefert die Erlebnisinszenierung – und mit ihr der starke Fokus auf die Vielzahl an unterschiedlichen Bedürfnissen, die hier auf einen Raum treffen – ein entscheidendes Werkzeug.

Stephanie Zorn von Kohl > Partner und Stephanie Fähnrich von der erlebnisplan Deutschland GmbH haben den Markt Bad Abbach bei der Neugestaltung ihrer Tourist Info begleitet. Einzigartig ist dabei der Zugang, sich sowohl aus tourismusstrategischer als auch gestalterischer Sicht anzunähern und so ein maßgeschneidertes und fächerübergreifendes Ergebnis für die Destination zu entwickeln.

Liebe Barbara: Was hat euch dazu bewogen, das Thema Inszenierung bei der Neugestaltung der Tourist Info Bad Abbach gleich von Beginn an mitzudenken?

Allem voran stand die schwierige Ausgangslage unseres Standortes. Bad Abbach ist – wie unser Bürgermeister Dr. Benedikt Grünewald oft sagt – ein Kurort, bei dem nicht nur die Patienten, sondern auch der Kurort selbst auf Reha sind. Mit dem Wegfall der klassischen Kur hat sich auch das Geschehen in der Destination massiv verändert. Wo Bad Abbach in den 90er-Jahren noch 800.000 Übernachtungen zählte, sind es heute nur 80.000. Zudem sind die Gästeströme im Wandel. Stand früher das Kurhaus im Zentrum, geht es uns heute vielmehr um eine Belebung der Innenstadt. Das ist nicht nur für die Besucher entscheidend – sondern auch für die Lebensqualität der Einheimischen.

Die aktuelle Situation stellt auch die beiden Teams – Kurhaus sowie Tourismus, Marketing und Kurwesen vor neue Herausforderungen. Während sich erstere als Kongress- und Veranstaltungslocation neu positionieren, liegt der Fokus im Bereich Tourismus auf einer Intensivierung der Zusammenarbeit und des Austauschs mit den Leistungsträgern und Einheimischen auf der einen sowie den Tages- und Nächtigungsgästen auf der anderen Seite.
Die Tourismusentwicklung ist ein wesentlicher Beitrag zu einem lebens- und liebenswerten Bad Abbach: Wir haben hier viel touristisches Potenzial – wie etwa den Heinrichsturm mit dem Burgberg, die Donau, die Freizeitinsel mit Inselbad, die Kaiser-Therme und den Kurpark. Aber dazu wir müssen es schaffen, aus all dem ein gesamtes „Erlebnis Bad Abbach“ zu machen. Und genau dafür hat der Prozess rund um die Neuausrichtung der Tourist Info den Grundstein gelegt.

Wie hast du den Prozess unserer Zusammenarbeit erlebt? Was war dabei für dich besonders hilfreich – oder auch erkenntnisreich?

Wir sind aktuell noch mittendrin. Um unsere Ziele zu erreichen, müssen viele W-Fragen beantwortet und gelöst werden: Was? Wer? Wo? Wie? Wofür? Die ersten drei Fragen lagen dabei recht schnell auf der Hand.

Zu den neuen Bereichen – Tourismus, Marketing und Kurwesen – wurde ein entsprechendes Sachgebiet beim Markt Bad Abbach etabliert. Die entsprechenden Stellen, sowohl die Leitungsstelle als auch im weiteren Team, wurden ausgeschrieben und erfolgreich besetzt. Nach und nach konnte sich die Organisation so auf der personellen Seite entwickeln. Dabei war es für uns entscheidend, alle neuen Teammitglieder unmittelbar in den Prozess der inhaltlichen und baulichen Neuausrichtung der Tourist Info mit einzubinden und so gemeinsam etwas Neues für die Region zu erschaffen.

Bei der Wahl des Standortes stand ein Ziel klar im Vordergrund: Die Umsiedelung der Tourist Information vom Kurhaus in die Fußgängerzone stellt ein Schlüsselprojekt zur Belebung der Marktmitte für Bad Abbach dar. Die Räumlichkeiten im ehemaligen Café Kneitinger liegen im Herzen der Innenstadt und direkt neben dem bereits gut frequentierten Bürgertreff. Auch der Wochenmarkt findet direkt vor der Türe statt. Somit soll hier ein attraktiver Begegnungsort zwischen Einheimischen, Gästen und lokalen Leistungsträgern entstehen.

Und damit kommen wir zu dem „Wie?“: Ziemlich genau vor zwei Jahren fand unser erster Kick-Off Termin zur Neugestaltung der Bad Abbach Info statt, bei dem auch einige unserer regionalen touristischen Vertreter von Tourismusverband Landkreis Kelheim und dem Tourismusverband Ostbayern mit am Tisch saßen, um auch die darüberliegende Ebene direkt einzubinden.

Dabei möchte ich hervorheben, dass wir uns beim ganzen Prozess richtig gut aufgehoben gefühlt haben. Besonders zu schätzen wissen wir die Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, das Aufspüren lokaler Besonderheiten und vor allem die fachliche aber auch persönliche sehr angenehme Form der Zusammenarbeit.

Das freut uns sehr. Welche ganz persönlichen Tipps hast du denn abschließend für andere Destinationen, die aktuell vor der Neuausrichtung ihrer TI(s) stehen?

Das Allerwichtigste ist, Kurzschlussaktionen zu vermeiden. Ich empfehle jedem, sich die Zeit zu nehmen und den Prozess ganzheitlich zu denken, um die Synergien bei der Erarbeitung der strategischen Ausrichtung sowie der strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen künftiger Erlebnisangebote bestmöglich zu nutzen. Die strategische und räumliche Entwicklung soll möglichst stimmig ineinandergreifen – und das braucht einfach seine Zeit und intensiven Austausch über viele Ebenen hinweg.

Wenn Sie sich einen fachkundigen Blick von außen wünschen – oder noch Fragen zum Thema haben – dann melden Sie sich gerne direkt bei unserer Expertin Stephanie Zorn.