Controlling & Benchmarks  Hotellerie 

21.06.2024
MA Stefan Brida

Stefan Brida, MA

Berater

Innsbruck, Österreich

stefan.brida@kohl-partner.at+43 512 214315+43 664 11 09 269Zum Autor

Betriebsergebnisse in der Hotellerie sanken trotz Umsatzsteigerung

Vorwurf der Preistreiberei: Unterm Strich sieht es anders aus

Nach der erfolgreichen Veröffentlichung des Fitnesschecks 2023 - dem größten österreichischen Benchmark-Vergleich - haben die Kooperationspartner OeHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank), Kohl > Partner und Prodinger die vorläufige Bilanz von über 200 repräsentativen Hotelbetrieben analysiert. Ziel dieser Analyse war es, eine erste Prognose darüber abzugeben, wie sich das Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 entwickelt hat.

Hotellerie und Gastronomie befinden sich derzeit in einer unangenehmen Schere. Einerseits müssen die Betriebe mit dem Vorwurf leben, aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Preissprünge "Inflationstreiber" zu sein. Andererseits zeigte die Analyse, dass sie trotzdem real an Ertrag verlieren. Konkret wuchsen die Umsätze im Österreich-Tourismus um +7 bis 10 % zwischen 2022/23, das operative Betriebsergebnis (GOP) verschlechterte sich jedoch im selben Zeitraum um 3 bis 5 Prozentpunkte.

Erkenntnisse aus 2023

  • Auslastung & Umsatz mit zu geringem Anstieg: Die Auslastung der touristischen Betriebe zeigte 2023 im Vergleich zum Vorjahr zwar eine positive Tendenz aber insgesamt nur eine leichte Verbesserung. Durch eine Steigerung der Preisdurchsetzung von durchschnittlich 5-8% konnte 2023 ein Umsatzplus von +7-10% erzielt werden. Die tatsächliche Steigerung der Preisdurchsetzung in der Ferienhotellerie war in diesem Wirtschaftsjahr auf einem ähnlichen Niveau wie der Verbraucherpreisindex, der laut Statistik Austria 2023 bei +7,8% lag.
  • Überproportionale Kostensteigerung in vielen Bereichen: Einer der größten Kostentreiber in der Branche waren die Lebensmittelpreise. Die Kosten für den Küchenwareneinsatz pro Nächtigung stiegen im Jahr 2023 um bis zu 15%. Die Sachkosten blieben auf den ersten Blick stabil. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass gestiegene Energiekosten und allgemeine Inflationsanpassungen durch Einsparungen kompensiert werden konnten. Diese Einsparungen wurden jedoch häufig durch aufgeschobene Instandhaltungen und Einsparungen im Marketing erzielt.
  • Mitarbeiterkosten stiegen aufgrund der angespannten Arbeitsmarktlage: Bei den Mitarbeiterkosten gab es eine deutliche Erhöhung. Der größte Kostenblock in der Hotellerie, die Mitarbeiterkosten, ist deutlich stärker gestiegen als die Erlöse. Durch die angespannte Arbeitsmarktlage sind die Bruttolöhne zuletzt bei gleichzeitig sinkender Arbeitszeit gestiegen. Dadurch hat sich die Mitarbeiterkostenquote um +1,5-3 Prozentpunkte erhöht. Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach auch 2024 weiter fortsetzen.
  • Preissteigerung deckt Inflation nicht ab – rückläufige GOPs: Besonders aussagekräftig ist die Entwicklung des Bruttobetriebsergebnisses (Gross Operating Profit/GOP) im Tourismus. Im Branchendurchschnitt sind die GOPs im Vergleich zu 2022 deutlich rückläufig und in absoluten Zahlen um 4 bis 7% gesunken. Dies verdeutlicht, dass die Preissteigerungen in der Branche die Inflation im Schnitt nicht abgedeckt haben. In der Folge sank die GOP-Quote in der Hotellerie um 2-4 Prozentpunkte.

Im Wirtshaus wird über die hohen Preise gejammert. Zeitgleich klagt der Hotelier über sinkende Margen. Aber eines ist Fakt, der Tourismus hat es nicht geschafft die Preisdurchsetzung in Höhe der eigenen Kostensteigerung zu erhöhen. Daraus ergeben sich sinkende Betriebsergebnisse, wodurch in Kombination mit dem hohen Zinsniveau Investitionen in Zukunft immer schwieriger werden“, fasst Stefan Brida, von Kohl > Partner zusammen.

Empfohlene Maßnahmen für 2024

  • Preisgestaltung professionalisieren: Im Jahr 2023 war auffallend, dass sehr viele Betriebe bereits mit hohen Preissteigerungen in die Saison gestartet sind, aber leider oftmals mit kurzfristigen Angeboten & Rabatten in den schwachen Nachfragezeiten die tatsächliche Preisdurchsetzung schlussendlich wieder verschlechtert haben. Es braucht nach wie vor einen gewissen Mut zum Preis, jedoch wird eine feinfühlige Optimierung in puncto Saisonzeiten, Zimmerkategorien, Aufenthaltsdauer und Buchungsbedingungen durch ein professionelles Revenue Management immer wichtiger.
  • Fokus auf die Mitarbeiter: Angesichts der Kollektivlohnsteigerungen in 2024 um durchschnittlich knapp +8 % ist es essenziell, die Mitarbeitereinsatzplanung sorgfältig zu gestalten. Es sollte darauf geachtet werden, Überstunden und Urlaubstage in schwachen Zeiten abzubauen, um die Personalkosten zu optimieren. Eine effektive Planung und Verwaltung der Arbeitszeiten können dabei helfen, Kosten zu sparen und die Effizienz zu erhöhen ohne die Qualität der Dienstleistungen zu beeinträchtigen.
  • Kostenkontrolle intensivieren: Ein detaillierter und kritischer Blick auf die Kostenstruktur wird 2024 weiterhin unabdingbar sein. Es gilt, das bestehende Geschäftsmodell zu hinterfragen und mögliche Anpassungen vorzunehmen sind, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Durch ein stringentes Kostenmanagement (Optimierung des Einkaufs, Anpassung des Angebots, Standardisierung der Abläufe, …) können ineffiziente Ausgaben identifiziert und eliminiert werden, wodurch die Betriebe ihre Profitabilität trotz herausfordernder Rahmenbedingungen erhalten können.

Erträge und Kosten unter Kontrolle zu haben und strategisch zu steuern ist das Gebot der Stunde. Es geht längst nicht mehr um Gewinnoptimierung, sondern möglichst um den Erhalt von positiven Betriebsergebnissen!“, hält Marco Riederer von der Prodinger Tourismusberatung fest.

Zu einer ähnlichen Erkenntnis kommen auch Sonja Rauch-Beran und Florian Zellmann von der OeHT: „Die Betriebe konnten 2023 sowohl Auslastung als auch Preisdurchsetzung steigern. Dies spricht für eine erfolgreiche Produktpositionierung am Markt. Die deutlich spürbaren Aufwandssteigerungen konnten im Pricing nicht in vollem Umfang abgefedert werden - was zu einem rückläufigen operativen Ergebnis führt. Um den Wertschöpfungsbeitrag des Tourismus und die betriebliche Liquidität zukünftig sicherzustellen, bedarf es einem Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen, die von der Optimierung von betrieblichen Prozessen bis hin zu noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste ausgerichteten Angebote reichen."

Der detaillierte Fitnesscheck 2024 samt den Kennzahlen nach Betriebstypen wird im Oktober 2024 veröffentlicht. Heuer werden erstmalig aktuellste ESG-Kennzahlen mit aufgenommen.

Wie man in der aktuellen Situation die Preise richtig anpasst erfahren Sie in unserem halbtägigen Online-Seminar „Wie kalkuliere ich meine notwendigen Preissteigerungen?".

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