Sommersaison 2024: Wie stehen die Buchungsprognosen?
Hotellerie
Sommersaison 2024: Wie stehen die Buchungsprognosen?
Controlling & Benchmarks Destination Hotellerie Gastronomie
Mag. (FH) Helmut List
Managing Partner & Geschäftsführer
Innsbruck, Österreich
helmut.list@kohl-partner.at+43 512 21 43 15+43 664 8588694Zum AutorNoch im Sommer schauten viele Touristiker:innen mit getrübtem Blick auf den bevorstehenden Winter. Jetzt in der Halbzeit der Wintersaison zeigt der aktuellste Kohl > Partner Stimmungsbarometer mit 250 Teilnehmenden aus dem Alpenraum zwar ein deutlich besseres Bild, aber spürbare Veränderungen im Gästeverhalten und Kostensteigerungen machen den Betrieben zu schaffen: verkürzte Aufenthaltsdauer und gebremstes Konsumverhalten nehmen weitere Planungssicherheit. Die Mitarbeitersituation hingegen hat sich im Vergleich zum Sommer leicht verbessert. Zur Plausibilisierung der Ergebnisse wurde erstmals gemeinsam mit dem Revenue Management System Anbieter RateBoard ein Fakten-Check zum bisherigen Verlauf und zu den restlichen Winteraussichten vorgenommen.
Nicht zuletzt der frühe Schneefall im November hat aus Sicht von Kohl > Partner den Touristikern etwas die Angst vor einem wiederholt schwachen Winter genommen. Noch im Herbst war ein Großteil der Befragten der bevorstehenden Wintersaison gegenüber skeptisch. Jetzt, zur Halbzeit der Wintersaison, bewerten mehr als die Hälfte die touristische Stimmung als positiv.
Auf die Frage hin, wie im Vergleich dazu die aktuelle Geschäftslage des eigenen Betriebes bewertet wird, sieht das Bild mit knapp 70 % „sehr gut“ und „eher gut“ noch ein wenig besser aus. Nur 6 % der Umfrageteilnehmer sehen eine schlechte Geschäftslage.
Für mehr als 30 % liegt die bisherige Auslastung der Wintersaison über den Erwartungen, wobei davon die Hälfte von einer Mehrauslastung bis 5 % und die andere Hälfte sogar Steigerungen bis zu 10 % und darüber hinaus sieht. Ein Großteil der Betriebe hatte bisher eine Auslastung wie erwartet, 16 % aller Befragten sprechen von einer schwächeren Belegung.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Einschätzung der Buchungsvorschau für die zweite Hälfte der Wintersaison. Für 45 % der Hoteliers sind die Zimmerpläne ähnlich gefüllt wie im Vorjahr. Knapp 30 % sehen eine positivere Buchungsentwiclung. Rund ein Viertel liegt für die restliche Zeit des Winters bei den Buchungen noch hinten.
Im Vergleich zu den persönlichen Einschätzungen ist auch der Blick auf die Auslastung von rund 400 RateBoard-Kunden aus dem Alpenraum spannend. Mit einer Dezemberauslastung von 62 % landen die Betriebe trotz Schnee zu Saisonbeginn lediglich auf Vorjahresniveau. Zum Stichtag 24. Jänner (Forecast) relativiert sich das positive Gefühl vieler Betriebe durch das minimale Auslastungsplus von 1,1 % auf 73 %. Die Buchungsvorschau für den Februar zeigt im Forecast im Vorjahresvergleich mit aktuell 66 % hingegen einen deutlichen Zuwachs von +9 %. Durch die frühen Osterferien gibt aktuell auch die Märzvorschau gewissen Grund zum Jubel mit bereits 41 % Zimmerauslastung in den Büchern. Hier der Blick auf die bisherige sowie die bereits verbuchte Auslastung:
Ein wichtiger Indikator ist auch die Preisdurchsetzung der Betriebe. Auf die Frage, wie man mit den angestrebten Preissteigerungen und damit auch der Preisdurchsetzung zufrieden ist, zeigt sich ein vielversprechendes Bild: 70 % der Hotels sind sehr zufrieden oder zufrieden. 22 % geben an, dass die Preisdurchsetzung weder besonders erfolgreich noch misslungen war. Nur 9 % der Befragten äußern hier ihre Unzufriedenheit.
Bei der Betrachtung der Entwicklung der durchschnittlichen Zimmerrate durch RateBoard ist positiv zu beobachten, dass über die gesamte Saison eine bessere Preisdurchsetzung von 6 % erreicht wurde. Mut zum Preis ist diesen Winter vor allem zu den Hauptsaison-Zeiten erkennbar, wodurch die Preisdurchsetzung im Februar aktuell 7 % und im März sogar 9 % über dem Vorjahresniveau steht.
Neben der Preisdurchsetzung im Übernachtungsbereich ist auch das Konsum- und Ausgabeverhalten der Gäste für Betriebe relevant. Mit Rückschau auf das Stimungsbarometer im Sommer hat sich die Konsumbereitschaft zwar etwas verbessert, aber immer noch 45 % der Befragten sehen weniger Ausgaben als im Vorjahr.
Einspartendenzen zeigen sich auch bei der Aufenthaltsdauer: Rund ein Drittel der Betriebe beobachtet kürzere Aufenthalte als im Vorjahr. Nur 3 % geben an, dass ihre Gäste länger bleiben.
Zusammenfassend gehen zumindest 44 % der Umfrageteilnehmer von einer besseren Umsatzerwartung als im Vorjahr aus. Angesichts der massiven Kostensteigerungen wird dieses Bild getrübt durch 2/3 aller Befragten, die in dieser Wintersaison von gleichen oder sogar geringeren Umsätzen als im Vorjahr ausgehen.
Am meisten zu schaffen machen für mehr als die Hälfte der Befragten die durchgreifenden Lohn- und Kostensteigerungen in allen Bereichen. Die Gewinnung von Mitarbeitern bleibt aber auch diesen Winter eine ernstzunehmende Herausforderung. Unter den Top 5 liegt auch das immer kurzfristigere Buchungsverhalten der Gäste, das zusammen mit der starken Abhängigkeit vom Wetter die Planungssicherheit eindämmt.
Positive Tendenzen zeichnen sich in der Mitarbeitersituation ab. Waren es Ende des Sommers noch 45 %, die sich über eine unzureichende Anzahl von Mitarbeitern beklagt haben, sind es aktuell lediglich 28 % der Befragten. Unverändert sind die Bereiche, wonach v.a. in den Abteilungen Service und Küche Arbeitskräfte fehlen.
Erstmalig wurde im Zuge Kohl > Partner Stimmungsbarometers nach Wünschen befragt, die Teilnehmer an die heimische Politik sowie Interessensvertretungen stellt, um den Tourismus zu unterstützen. Die Zusammenfassung auf die drei wesentlichsten Bereiche sieht wie folgt aus:
Matthias Trenkwalder, Geschäftsführer von RateBoard zieht folgendes Fazit: „Nach einem durchwachsenen Saisonstart kann die Entwicklung des Winters als sehr positiv interpretiert werden. Sowohl Auslastung als auch Preisdurchsetzung zeigen einen erfreulichen Trend.“
Hotelexperte Helmut List, Managing Partner bei Kohl > Partner, stimmt dem zu und ergänzt: „Die Rechnung wird jedoch am Ende der Saison gemacht und sinkende Gewinnmargen werden die Stimmung schlussendlich wohl wieder etwas trüben.“