Warum Hoteliers gerade jetzt ihre Zahlen im Griff haben müssen.
Controlling & Benchmarks
Warum Hoteliers gerade jetzt ihre Zahlen im Griff haben müssen.
Controlling & Benchmarks Hotellerie Organisation
Stefan Brida, MA
Berater
Innsbruck, Österreich
stefan.brida@kohl-partner.at+43 512 214315+43 664 11 09 269Zum AutorAktuell weht uns in der Hotellerie ein rauer Wind entgegen. Wie der Blick auf die aktuellen Controlling-Monatsauswertungen von unterschiedlichen Hotelbetrieben zeigt, ächzt die Hotellerie unter den Pandemiefolgen. Die aktuelle Kosteninflation ist bereits längst in unseren Zahlen angekommen. Wenn man unterschiedlichen Volkswirten glaubt, haben wir die Spitze der Inflation noch nicht erreicht, obwohl zum Stand März 2022 in Österreich und auch Südtirol bereits eine Verbraucherpreisinflation zum Vorjahr von 6,8% verbucht wurde, in Europa lag sie sogar bei 7,5%. Das heißt für uns als Bürger:innen, dass unser Leben im Schnitt um 6,8% teurer wurde als im Vorjahr. Aber was bedeutet das nun für die heimische Hotellerie? Noch bedenklicher! – So viel vorweg.
Den größten Kostenblock mit mittlerweile durchschnittlich über 35% der Gesamterlöse machen die Mitarbeiterkosten aus. Neben den zu erwartenden inflationsbedingten Steigerungen setzt uns auch der aktuelle Fachkräftemangel ordentlich zu. Auch das Fehlen von zwei „Lehrlingsjahren“ zeigt sich bei vielen Betrieben bereits diese Wintersaison. Welche Steigerungen auf die Hotellerie zukommen werden, signalisiert beispielsweise auch der aktuell beschlossene Mantelvertrag in Deutschland. Demnach gibt es im Gastgewerbe bis Oktober eine zweistufige Lohnerhöhung um insgesamt 10% in allen Tarifgruppen. Laut Aussendung der Gewerkschaften sollen für die untersten Lohngruppen die Löhne bis Juni 2023 sogar um insgesamt 29,8% steigen (Quelle: AHGZ).
Die Baukosten sind laut Statistik Austria innerhalb eines Jahres um mehr als 13% und lt. Baukostenindex innerhalb der letzten 5 Jahre sogar um 27% gestiegen. Expert:innen rechnen auch hier aufgrund des Rohstoffmangels, aber auch der Lieferkettenprobleme zumindest kurzfristig mit weiteren Steigerungen. Man merkt dies bereits an fehlenden Fixpreis-Garantien bei Ausschreibungen. Dennoch war ein regelrechter Bauboom zu verzeichnen. Kein Wunder, denn die Produkt-Lebenszyklen in der Hotellerie werden immer kürzer und ohne Investitionsimpulse können sich Tourismusbetriebe mittelfristig nur schwer am Markt halten.
Die Energiekosten haben trotzt vieler Investitionen in Energiesparmaßnahmen in der Vergangenheit je nach Betriebstyp, Ausstattung und thermischen Standard durchschnittlich bis zu 5% und damit einen beträchtlichen Teil unseres Gesamtumsatzes in der Hotellerie wortwörtlich „verbrannt“. Der durch Krieg, Sanktionen und steigenden Dollarkurs getriggerte sowie stark schwankende Ölpreis hat sich zwar in den letzten Wochen wieder etwas beruhigt, bleibt jedoch auf extrem hohem Niveau. Zieht man den Ölpreis als Indikator auch für andere Rohstoffe und Energiequellen heran, sollte man wissen, dass „Brent Crude Oil“ als wichtigste Europäische Rohölsorte aktuell an der Börse um über 60% höher gehandelt wird als vor einem Jahr. Ein Vorkrisen-Niveau ist bei den Energiekosten nicht in Sicht.
Marktdominierende Diskonter kündigen in Presseaussendungen empfindliche Preissteeigerungen bei einzelnen Produkten wie Milch, Getreide und Fleisch von bis zu 25% an. Auch hier sind Konsumentenpreise ein wichtiger Indikator, die sich längst auch bei den Wareneinsätzen im Hotel bemerkbar machen. Mit einem Kostenanteil von bis zu 15% im Hotel und sogar 30% in der Gastronomie schlagen sich Erhöhungen beim größten variablen Kostenblock direkt auf das Betriebsergebnis. Für eine direkte Weitergabe der Kosten an unsere Gäste, also entsprechende Preissteigerungen, fehlte in unserer Branche leider oft der Mut.
Viele Expert:innen rechnen nicht zuletzt aufgrund der hohen Inflation mittelfristig wieder mit einem Anstieg der Zinsen. Erste Anzeichen gibt es schon in steigenden Zinsaufschlägen und höheren Fixzinsen, die in der Regel vom zuletzt leicht gestiegenen Refinanzierungszins der Banken abhängig sind. Corona hat viele Hotelbetriebe zur Stundung von Krediten gezwungen, weshalb der Fremdkapitalanteil in vielen Bilanzen zugelegt hat. Außerdem wird bereits heute trotz Niedrigzinsphase ein Großteil der Liquidität für den Kapitaldienst herangezogen. Bleibt also zu hoffen, dass unsere stark bankenfinanzierte und anlagenintensive Branche vor signifikanten Zinssteigerungen vorerst verschont bleibt.
Die aktuelle Kostenexplosion frisst nicht zuletzt durch bereits im Vorjahr festgelegter Zimmerpreise die Profitabilität unserer Tourismusbetriebe regelrecht auf. Zeigen Sie deshalb auch kurzfristig noch Mut zum Preis! Kohl > Partner sieht unsere Branche aufgrund der aktuellen Situation veranlasst, Preise für noch nicht verkaufte Zimmer für den aktuellen Sommer, aber in weiterer Folge auch für den nächsten Winter, um durchschnittlich 10% zu erhöhen.
Natürlich hängt eine empfohlene Preissteigerung von zahlreichen Faktoren wie der Nachfragesituation des Betriebes, der Differenzierung zum Wettbewerb, dem Produkt-Lebenszyklus, dem Preisniveau der Mitbewerber:innen, aber noch wichtiger, auch von der eigenen Kostenstruktur ab. Aus diesem Grund ist ein sauberes Zahlenwerk im Bereich Controlling unumgänglich, um die Preispolitik durchdacht und zielführend zu optimieren. Auch das Thema Revenue Management wird hierbei häufig als Problemlöser genannt. Ob und wie man mit Revenue Management die aktuellen Kostenexplosionen auffangen kann, erfahren Sie in unserem ONLINE Halbtages-Seminar "Revenue Management – Der Erfolgshebel für höhere Erträge & mehr Planungssicherheit für Ihren Hotelbetrieb?!".
Eines ist in der aktuellen Situation klar, wer jetzt seine Preise nicht ausreichend erhöht, muss sich künftig vielleicht gar keine Gedanken mehr darüber machen. Wenn auch Sie von unserer Expertise bei der Optimierung Ihrer Preise profitieren möchten, stehen wir gerne zur Verfügung.
Stefan Brida MA
stefan.brida@kohl-partner.at
Mag. FH Helmut List
Helmut.list@kohl-partner.at