Um wie viel % muss die Hotellerie die Preise für nächsten Winter anheben?
Controlling & Benchmarks
Um wie viel % muss die Hotellerie die Preise für nächsten Winter anheben?
Controlling & Benchmarks Hotellerie
Stefan Brida, MA
Berater
Innsbruck, Österreich
stefan.brida@kohl-partner.at+43 512 214315+43 664 11 09 269Zum AutorDie Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT), Prodinger und Kohl > Partner haben den umfassendsten Benchmarkbericht für die österreichische Ferienhotellerie veröffentlicht. Das bestehende Netzwerk an Kooperationspartnern konnte mit der WKO, ÖHV, OeKB und GfB auf eine noch breitere Basis gestellt werden. Der „Fitness-Check 2024“ analysiert Daten aus 2023 von fast 800 Betrieben unter Anwendung des Standards STAHR (Standard der Abrechnung für Hotels und Restaurants) und ermöglicht eine präzise Standortbestimmung zur strategischen Weiterentwicklung.
Die Ferienhotellerie hat ihre Position als Ganzjahresdestination weiter gefestigt. Die Auslastung, gemessen in Vollbelegstagen (VBT), in allen Kategorien konnte im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden, was die Anpassungsfähigkeit der Betriebe unterstreicht.
Gleichzeitig sind die Betriebsergebnisse, gemessen am Gross Operating Profit (GOP), deutlich zurückgegangen. Trotz höherer Nächtigungszahlen und inflationsbedingter Preisanpassungen konnten die gestiegenen Kosten nicht vollständig weitergegeben werden. „Trotz erheblicher Investitionen in der Hotellerie in den letzten Jahren bleiben die Betriebsergebnisse rückläufig – ein Signal, dass gezielte Maßnahmen in Kostenmanagement und Effizienz dringend erforderlich sind“, erklären Stefan Brida und Helmut List von Kohl > Partner. Besonders betroffen sind die gehobenen Kategorien, wo der GOP im Vergleich zum Vorjahr stärker sank als im 3-Stern-Bereich.
Der Fitness-Check liefert wertvolle Informationen rund um die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Hotelbranche. Basierend darauf versucht die OeHT das Angebot an Finanzierungen und Förderungen an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Die Ergebnisse des Fitness-Checks 2024 zeigen, dass insbesondere Personalkosten und Energiepreise die wirtschaftliche Performance der Betriebe derzeit belasten. „Vor allem die Auswirkungen der Inflation haben die Mitarbeiterkosten steigen lassen. Diese wurden durch die Kollektivvertragsabschlüsse nahezu eins zu eins auf die Löhne übertragen. Dies wirkt sich negativ auf die Ertragsfähigkeit aus“, erklärt Matthias Matzer, Geschäftsführer der OeHT und Mitinitiator des Fitness-Checks.
Steigende Personalkosten belasten Margen
In den 4-Sterne-Betrieben stiegen die jährlichen Personalkosten pro Vollzeitäquivalent um 18,4 %, während die 4S- und 5-Sterne-Betriebe einen Anstieg von 8,5 % verzeichneten. Im 3-Sterne-Segment betrug die Steigerung 14,2 %. „Diese Entwicklung setzt die Margen unter Druck und reduziert die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Die Mitarbeiterkosten in Prozent des betrieblichen Umsatzes belaufen sich auf über 36% inkl. der Lohnnebenkosten“, fassen Thomas Reisenzahn und Marco Riederer, die Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, zusammen.
Personalkosten pro Vollzeitäquivalent:
Über die Hälfte der 4-Sterne-Betriebe setzt auf nachhaltige Energien wie Biomasse und Wärmepumpen
Die österreichische Hotellerie hat bei der Implementierung erneuerbarer Energien eine Vorreiterrolle eingenommen. Dies wird im untersuchten Sample belegt, da mehr als 50 % der gesamten Heizsysteme in 4- Sterne-Betrieben bereits auf nachhaltigen Energiequellen wie Biomasse, Solarenergie und Wärmepumpen basieren. Dennoch konnten die allgemeinen Preissteigerungen am Energiemarkt nicht abgefedert werden. „Die Energiekosten pro Zimmer stiegen signifikant an und machen mittlerweile knapp 6 % des Umsatzes aus“, resümieren die Studienautoren.
Energiepreise erreichen All-Time-High trotz Effizienzsteigerungen
Trotz erheblicher Effizienzmaßnahmen belasten die Energiekosten weiterhin die Margen und erreichen 2023 ein bisherigen All-Time-High:
Durchschnittliche Energiekosten pro Zimmer:
Erstmals wurden Nachhaltigkeitskriterien im Rahmen des Fitness-Checks erhoben. ESG-Kennzahlen (Environmental, Social, Governance) spielen eine zunehmend wichtige Rolle, auch in Hinblick auf Finanzierungen und Förderungen.
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Unternehmensführung beeinflusst nicht nur die Senkung der Betriebskosten, sondern stärkt auch das Image und die langfristige Resilienz der Hotels.
Der Primärenergiebedarf pro Nächtigung liegt bei:
Anteil erneuerbarer Energien:
Der „Fitness-Check 2024“ offenbart, dass die österreichische Hotellerie zwar auf eine stabile Nachfrage bauen kann, aber unter Druck durch steigende Kosten und sinkende Rentabilität steht. Die Betriebe sind damit konfrontiert, Preissteigerungen im Markt durchzusetzen und Optimierungen werden vor allem in der Prozess- und Aufwandsstruktur notwendig. Nachhaltigkeitsmaßnahmen, Effizienzsteigerungen und gezielte Investitionen in die Mitarbeiterbindung und -entwicklung werden zu zentralen Stellschrauben für die Zukunft. Zumindest für die Betriebsergebnisse 2024 zeichnet sich bereits eine Abflachung der Energiekosten ab. „Die kommende Winter- und Sommersaison wird zudem zeigen, wie gut sich die Betriebe auf die neuen wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen einstellen können“, teilen die Studieninitiatoren die aktuelle Einschätzung.
Unsere Empfehlungen für Hoteliers:
Der „Fitness-Check 2024“ bietet eine umfassende Orientierung für Hoteliers, die ihre strategische Ausrichtung optimieren möchten. Die umfassende Auswertung bietet Hoteliers wertvolle Einblicke und konkrete Anregungen für die strategische Neuausrichtung in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld.
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Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Stefan Brida.